Alles begann mit der Vision
die unglaubliche Vielfalt der Gemüsepflanzen, die Freude am Gärtnern und an den faszinierenden Entstehungsprozessen von Lebensmitteln möglichst vielen Menschen in der Großstadt durch eigenes Erleben zugänglich zu machen.
Lange bevor Gemüse von einer Beilage zum Star auf dem Teller aufgestiegen ist, hatte Wolfgang Palme, der seit 1994 die Abteilung Gemüsebau an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Wien-Schönbrunn leitet, das Potenzial erkannt und in seinen angewandten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten diesem Upgrading den Weg bereitet. Gemeinsam mit dem Haubenkoch Johann Reisinger entwickelte er die Gemüseserie im Rahmen der Schönbrunner Seminare, um die unglaubliche Vielfalt dieser Lebensmittelgruppe zu erforschen und ganzheitlich zu vermitteln. Durch die intensive Zusammenarbeit mit Ingrid Greisenegger, der Umweltjournalistin und Buchautorin („Wie viel Garten braucht der Mensch?“) boten sich spannende Möglichkeiten einer breiten Kommunikation und damit die ersten ganz konkreten Schritte. So entstand für die Tageszeitung KURIER ab 2009 der jährliche Wettbewerb „Werden Sie City Farmer!“
Kinder-Gartenpädagogik und Vereinsgründung der
City Farm
Der KURIER-Wettbewerb stand 2011 unter dem Motto: „Werde Junior City Farmer“ und richtete sich an Schulklassen und Kindergruppen. Die Gartenpädagogin Lisa Reck-Burneo hatte im Brooklyn Botanic Garden in New York City wichtige Erfahrungen gesammelt, die sie in die Entstehung des Kinder-Gartens der City Farm auf dem Gelände der Kammermeierei der HBLFA Schönbrunn einbrachte. Sie war damit Mit-Gründerin und bis zu ihrem Ausscheiden 2016 Mit-Leiterin der neu entstandenen City Farm.
20 Schulklassen besuchten den neu eingerichteten Garten im Mai 2011. Sie nahmen an einem Wettbewerb teil, bei dem sie ein selbst bepflanztes Gemüse-Balkonkistchen selbständig betreuen sollten, von der Pflege bis zur Ernte. Die äußerst positiven Rückmeldungen der teilnehmenden Pädagog:innen und Kinder bestätigten und unterstrichen die Bedeutung und Notwendigkeit eines solchen gärtnerischen Erlebnisraums. Aus den Einreichungen wurden die Siegergruppen nochmals nach Schönbrunn eingeladen.
Ende 2011 erfolgte dann die offizielle Gründung der City Farm Schönbrunn als gemeinnütziger Verein auf gepachteten Flächen der HBLFA Schönbrunn.
Die City Farm Schönbrunn
Die Kammermeierei Schönbrunn, wo einst Kaiserin Sisi ihre Kühe weiden ließ und kuhwarme Milch zum Frühstück genoss, bot Kindern und Erwachsenen Platz zur eigenen gärtnerischen Betätigung. Flach- und Hochbeete, Gemüsevielfalt in Töpfen und Kistchen und besonders die kreativ bepflanzten und gestalteten Weidenschiffe machten die Faszination Gemüse auf eindrückliche Weise erlebbar.
Neben zusätzlichen Gemüseflächen standen auch der Obstgarten, ein Bienenhaus, der Nadelbaumgarten (als Märchenwald mit Mammutbaum und Waldlichtung) sowie Wälder und Wiesen als Aktions- und Erlebnisflächen zur Verfügung.
Es waren wunderschöne 6 Jahre der gelebten Gartenpädagogik, in denen sich die City Farm zum größten Kompetenzzentrum für Gartenpädagogik in Österreich entwickelte.
Dann kam die Kündigung! Die HBLFA Schönbrunn meldete nach internen Umstrukturierungen Eigenbedarf an der Fläche an – die City Farm musste ausziehen. Aber wohin?
Nach einer fieberhaften Suche tat sich eine einzigartige Chance auf: die mögliche Übersiedlung der City Farm auf ein mehr als 4.000 m² großes Areal im Wiener Augarten, auf dem noch mehr Menschen erreicht werden könnten. Was allerdings mit sehr hohen Kosten verbunden sein sollte.
Die City Farm Augarten
Nach langen Verhandlungen mit dem Grundeigentümer, der Republik Österreich, und nach einer überwältigenden Unterstützungswelle durch private Spender:innen und Sponsor:innen war es im Sommer 2018 soweit: die City Farm übersiedelte – zunächst allerdings nur auf die Gartenfläche im Wiener Augarten, genau zwischen Porzellanmanufaktur und Wiener Sängerknaben-Palais. Die Büroräume konnten während der Gebäude-Sanierung vorläufig im Co-Working Space Schraubenfabrik untergebracht werden.
Willkommen!
Im Dezember 2020 wurden zwei Gebäude an der Oberen Augartenstraße nach einer Totalsanierung bezugsreif. Eine alte Werkstätte ist zum stilvollen Workshop-Raum umgebaut worden, eine sogenannte Ledigenunterkunft zu einem Bürogebäude.
Der zentrale Innenhof ist jetzt ein idealer Gemeinschaftsfreiraum für kleine und große Gäste. Und von dort geht es dann auf direktem Weg in den Garten.
Mehr als 4.000 m² wertvollster innerstädtischer Freifläche bieten alle Voraussetzungen für einen einzigartigen urbanen Lebens- und Lerngarten, bewirtschaftet nach den Prinzipien des biologischen Landbaus. Kinder- und Themenbeete sind durch den Pfad der Gemüsevielfalt verbunden, wo unzählige Arten und Sorten wachsen, die es in keinem Supermarkt zu kaufen gibt. Der Kompostplatz sorgt für geschlossene Nährstoffkreisläufe. In einem Gewächshaus werden die eigenen Jungpflänzchen herangezogen. Auf Metallhochbeeten wächst im Sommer die umfangreichste Paradeisersortensammlung Wiens, im Winter findet man dort den einzigen Frischgemüse-Schaugarten der Stadt.
Der gemeinnützige Verein
Die City Farm Augarten wird aktuell vom Obmann Wolfgang Palme und der Kassierin Angelika Palme geleitet. Als Partnerin in allen Fragen der strategischen Entwicklung, des Öffentlichkeitsauftritts und der Kommunikation steht ihnen die Umweltjournalistin Ingrid Greisenegger zur Seite.